„Wir benötigen dringend Alltagshelfer, die sich um Geflüchtete kümmern, und ebenso dringend benötigen wir Wohnraum für die Geflüchteten“, sagen Stefan Ritthaler von der Grasberger Gemeindeverwaltung, Evelin Meyer vom Verein „Familienfreundliches Grasberg“ und Hella Ahrens von der örtlichen Kirchengemeinde. Seit gut einer Woche kommen vermehrt ukrainische Geflüchtete nach Grasberg, sagt Ritthaler als Vertreter der Bürgermeisterin.
Insgesamt 83 Menschen aus dem Kriegsgebiet habe die Gemeinde seit März bereits aufgenommen, und dass weitere in Deutschland Schutz suchen, steht außer Frage. So erhält der Landkreis Osterholz laut Ritthaler ab Montag zweimal statt bisher einmal pro Woche Zuweisungen von der Landesaufnahmebehörde. Die Geflüchteten werden dann auf die Kommunen verteilt. Darunter sind nicht nur Ukrainer, sondern auch Menschen aus Afghanistan oder Kolumbien.
MIETVERTRAG MIT DER GEMEINDE
„Anfangs hatten wir mehr Wohnraum, als wir besetzen konnten“, sagt Ritthaler. Der Zustrom der Geflüchteten sei sehr schleppend gewesen, viele wollten auch lieber in größeren Städten bleiben. „Aber jetzt werden die Verteilzahlen höher, und wir brauchen Unterkünfte.“ Gesucht werde alles von einem Zimmer bis zur Wohnung für eine mehrköpfige Familie. „Wir wissen ja nie, wer uns zugewiesen wird. Das erfahren wir erst, wenn die Menschen vor uns stehen“, sagt Hella Ahrens. Deshalb sei es auch wichtig, ebenerdige Unterkünfte anzubieten, weil auch Menschen mit Gehbehinderungen kämen. Wer Wohnraum zur Verfügung stellt, schließt mit der Gemeinde Grasberg einen Mietvertrag zu den ortsüblichen Konditionen ab. Mit der Schwierigkeit, die Ankommenden vernünftig unterzubringen, steht Grasberg nicht alleine da. Unter anderem sucht auch Worpswede nach Wohnungen für Geflüchtete.
ALLTAGSHELFER SIND AUSGEBUCHT
Damit sich die Menschen in der für sie fremden Umgebung möglichst schnell zurechtfinden, bekommen sie in Grasberg sogenannte Alltagshelfer zur Seite gestellt. Die 15 Helfer, die es zurzeit in der Gemeinde gibt, seien alle vergeben, sagen Hella Ahrens und Evelin Meyer. Die Aufgabe der Ehrenamtlichen sei es, den Geflüchteten im Alltag zu helfen, ihnen zu erklären, wie sie von A nach B kommen, Arzttermine abmachen, zu erklären, wo die Deutschkurse stattfinden, erklären, wo sie Kleidung erhalten und sie auch mal bei Behördengängen zu begleiten. „Der Helfer bestimmt selbst, wie weit sein Engagement geht. Das ist ja bei jedem unterschiedlich, wie viel Zeit zur Verfügung steht“, sagt Meyer.
Mitbringen sollten die Ehrenamtlichen eine gewisse Alltagstauglichkeit und Pragmatismus. Zudem sollten sie keine Berührungsängste haben. „Und man muss damit umgehen können, dass die Menschen in einer sehr schwierigen Lebensphase sind“, sagt Meyer. Für Hella Ahrens, die selbst als Alltagshelferin aktiv ist, sei die Aufgabe aber auch sehr bereichernd, „weil man die Perspektive ändert“. Zudem bestehe ein reger Austausch der Aktiven über eine Whatsapp-Gruppe und durch regelmäßige Treffen.
FAHRTEN WERDEN ERSTATTET
Zwar handelt es sich um eine ehrenamtliche Aufgabe, aber dennoch könnten Fahrten zu Terminen über den Verein „Familienfreundliches Grasberg“ erstattet werden. „Das Ziel der Alltagshelfer sollte sein, sich selbst überflüssig zu machen. Denn je besser sich die Leute hier zurechtfinden, umso besser ist es und umso schneller funktioniert das Zusammenleben“, sagt Meyer. Wer Interesse hat, sich als Alltagshelfer zu engagieren oder wer Wohnraum zur Verfügung stellen möchte, wendet sich unter der E-Mail-Adresse ukrainehilfe@grasberg.de an die Gemeinde.
Evelin Meyer und Hella Ahrens sowie ihre Mitstreiter benötigen für die ankommenden Menschen zudem Betten und Fahrräder. Vor allem an Einzelbetten sowie an Matratzen und Lattenroste bestehe Bedarf. Wer helfen kann, wird gebeten, sich ebenfalls über die genannte Mail-Adresse zu melden. Fahrräder können immer dienstags zwischen 11 und 12 Uhr in der Garage am Gemeindehaus an der Speckmannstraße 40 abgegeben werden. Dort gebe es mittlerweile eine kleine Fahrradwerkstatt. Hella Ahrens bittet ausdrücklich darum, nur funktionstüchtige Räder abzugeben. Vom Kinderfahrrad über Roller bis hin zu Rädern für Erwachsene in verschiedenen Größen sei alles willkommen. Benötigt werden ebenso Fahrrad- und Autokindersitze sowie Fahrradhelme.
Quelle: Weserkurier
E-Mail-Adresse ukrainehilfe@grasberg.de