Die drei großen Mobilfunkanbieter Vodafone, Telekom und Telefonica/O2 kündigen an, ihre Kunden dieser Tage per SMS über das Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast informieren. Die Aussendung von SMS mit Meldungen der Behörden in betroffenen Regionen ist das Arbeitsprinzip von Cell Broadcast. Ein lautes Tonsignal soll auf den Eingang einer solchen Meldung hinweisen. Apps. etc. werden nicht benötigt. Ein weiterer großflächiger Test ist am 8. Dezember vorgesehen. Am „Warntag“ sollen alle Informations-Systeme des Katastrophenschutzes bundesweit erprobt werden.
Das neue System funktioniert jedoch nicht mit allen Mobiltelefonen. Laut Berichten sind die Betriebssysteme iOS 16, 15.7.1 und 15.6.1 für iPhones und die Version 11 für Android-Telefone Voraussetzung. Und die Geräte müssen natürlich eingeschaltet sein. Noch im August 2022 war die Bundesnetzagentur davon ausgegangen, „dass der Cell-Broadcast-basierte Warnkanal DE-Alert spätestens im Februar 2023 verlässlich einsatzbereit“ sein könnte.
Als Anlass für die Einführung von Cell Broadcast wird immer wieder die letztjährige Katastrophe im Ahrtal genannt und der Fakt, dass die bestehenden Warn-Apps nicht funktioniert hatten. Unter den Tisch gekehrt wird, dass die Mobilfunknetze in der Ahrtal-Region zusammengebrochen waren und dass es Monate dauerte, die Infrastrukturen neu aufzubauen.
Ohne Mobilfunk bleibt – wie sich beim Warntag 2020 zeigte – der Rundfunk als Medium für die erfolgreiche Verbreitung behördlicher Informationen. Dies kann u.a. mittels der Emergency Warning Function (EWF) des DAB+-Hörfunks geschehen: Das System ist sogar in der Lage, z.B. geeignete portable Radios aus dem Standby zu holen, wenn solche Sprach- oder Textinformationen eingehen. Analog wie digital kann auch das Verkehrsinfo-System des Hörfunks TPEG Behördeninfos übernehmen.
Im September 2020 war der erste Warntag erbärmlich gescheitert. Die hochgepriesenen Apps funktionierten nicht oder nur mit Verzögerung. Das Bundesinnenministerium resümierte seinerzeit lakonisch, der Probealarm „ist aufgrund eines technischen Problems fehlgeschlagen“. Angesichts der Erfahrung mit der Systemüberlastung und wohl auch Blick auf die Bundestagswahlen im September 2021 verzichtete die damalig GroKo stillschweigend auf eine Wiederholung nach einem Jahr.