Als SAT1 und RTL noch frei empfangbar waren, – bis 2017 als DVB-T über die einfache Antenne in SD (Standard-Auslösung) – hatten die Privaten noch knallige Quoten. Zum Beispiel 2005 hatten beide zusammen eine Spitze über 11 Mio. Zuschauer erreicht. Heute erreicht die beste Primetime-Sendung der Privaten gerade mal eben 1,1 Mio. Das DVB-T2 HD-Paket der Privatsender FreenetTV-Paket verlor nach der Preiserhöhung um mehr als 20 Prozent vom Mai 2020 mehr als 100.000 Abos und hatte Ende 2021 rund 845.000 zahlende Kunden unter den 2,6 Mio. Antennen-Haushalten.
Der Parallelbetrieb der Privaten in SD und HD kostet die Zuschauer Geld, verbraucht Energie und blockiert den technischen Fortschritt. Ob und wie diese HDTV-Strategie gerade in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise haltbar ist, bleibt abzuwarten. Die explodierenden Energiekosten der TV-Sender werden sicherlich auf die HD-Kunden abgeschoben. Das wird viele der verbleibenden Antennenzuschauer veranlassen zu kündigen.
Hier könnte es, entsprechende Kalkulationen einiger Sender vorausgesetzt, einen Schub geben, wenn z.B. BILDTv, Tele5, SuperRTL und andere sich entscheiden auf das freie Antennenfernsehen zu wechseln. Kaum jemand ist bereit für diese Sender in HD extra zu bezahlen, zumal es keinen nennenswerten Mehrwert gibt.
Der „Brot und Butter“-Sendeweg der Privaten aber ist der Satellit. Dort, so haben die Privaten vor einiger Zeit bereits bekannt gegeben, wird es auch weiterhin freien Empfang von SAT1, RTL und Co. in Standard-Auflösung geben. Wie sollte es denn auch anders sein. Ohne Fernsehpublikum wird man auch nicht senden wollen und mancher Kunde sagt sich, dass er für Programme ohne Mehrwert, aber dafür vollgepackt mit Werbung nicht auch noch Geld aus dem Fenster werden will (und oft auch nicht kann!)
Die Öffentlich-Rechtlichen ringen sich nach und nach dazu durch ausschließlich in HD zu senden. Das Geld für die Standardausstrahlungen können sie sich locker sparen, da nahezu alle Fernseher HD-tauglich sind und ARD, ZDF, 3SAT, arte usw. ohnehin mit der „Haushaltsabgabe“ bezahlt sind. Spannend wird allerdings die Frage, wie die Öffentlich-Rechtlichen ihrer Pflicht zur Grundversorgung der Bevölkerung nachkommen wollen, wenn der letzte verbliebene UHF-Frequenzbereich (Kanal 22 – 49) zur Disposition gestellt werden sollte.
Noch macht lineares Fernsehen durchaus Sinn. Noch ist Deutschland das Land mit den schwächsten Internetleitungen, den vielen Funklöchern und den vielen weißen Flecken auf der Landkarte. Ob sich das bis 2030 ändert, kann bezweifelt werden.