Früher begann eine Rede, z.B. zur Eröffnung der XII. Taschenrechner-Olympiade an die versammelten Mannschaften, mit den Worten: „Liebe Taschenrechner, heute ist es uns gelungen den Kartoffel-Pilz zu besiegen!“ – Heutzutage haben wir ein Problem damit die politisch korrekte weibliche Form auszudrücken und in motivierenden Ansprachen zu verwenden. Gleichheit der Geschlechter ist – richtigerweise – oberstes Gebot und das nicht nur im Hinblick auf Berufschancen und Bezahlung. Aber drückt sich Respekt und Würdigung tatsächlich in nahezu unaussprechlichen und überlangen Worten und Anreden aus? Billardspielerhauptverbandsvorstehende….
Noch vor kurzem hätte eine solche Rede mit den Worten begonnen: „Liebe Taschenrechnerinnen und Taschenrechner, der Kartoffelpilz hat wieder zugeschlagen!“ – Um es mir persönlich einfach zu machen, und um niemanden zu benachteiligen, habe ich zuletzt immer die Formel benutzt: „Liebe TaschenrechnerInnen!“ – Schriftlich passt das, aber in gesprochener Form fühlt sich die andere Hälfte der Menschheit ausgegrenzt und nicht gewürdigt.
Der Duden, die Denkstube der deutschen Sprache, bemüht sich stets politisch korrekt zu agieren und im Trend der Zeit zu liegen. Er schlägt nun folgende Formel vor : „Liebe Taschenrechner*innen“, oder, noch besser: „Liebe Taschenrechnende“. Irgendwie gehen diese völlig vergeistigten Konstrukte am Sprachgefühl vorbei und bilden keineswegs die gesprochene Realität ab. Das ist die Gentrifizierung der deutschen Sprache und viele Behörden, Dienste und Unternehmen fühlen sich bemüßigt dabei mitzumachen.
Ich bleibe bei „Liebe Taschenrechnerinnen und Taschenrechner!“ – Das macht zwar etwas mehr Denk- und ggf. Schreibarbeit, aber als Kavalier der alten Schule halte ich den Damen ja auch die Tür auf und lasse ihnen den Vortritt. Gleichberechtigung ist eben kein Buchstabensalat!