Sonnenwenden

Woanders in der Welt geht die Sonne jeden Tag am Morgen exakt um 6 Uhr auf und ebenso exakt abends um 18 Uhr wieder unter. Die Dämmerung dauert nur ein paar Minuten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dann das Leben beginnt bzw. erst möglich wird, weil die Temperaturen angenehmer werden. Mit anderen Worten: auch darauf kann sich der Mensch einstellen.

In unseren Breiten mussten wir uns daran gewöhnen, dass die Tage im Sommer länger und im Winter kürzer sind. Die Unterschiede sind, je weiter man nach Norden kommt, beträchtlich. Es ist immer wieder gewöhnungsbedürftig, wenn es im Dezember bereits um 16 Uhr dunkel wird. Viele Menschen empfinden das als Belastung, viele auch unbewusst. Mitte Juni, die Umstellung auf Sommerzeit ist eingerechnet, ist es dafür um 23 Uhr noch hell und solange kann man sich bei angenehmen Temperaturen auch im Freien aufhalten. Ein typisches Sommerbild, was sich mir eingeprägt hat, sind schnell verdunstende Regenpfützen an heißen Nachmittagen. Jetzt haben wir manchmal wochen- oder sogar monatelang keinen Tropfen Regen. Ist das der Klimawandel?

Die Sonnenwenden im Dezember und im Juni haben also eine große Bedeutung, für viele verbunden mit dem Gefühl, es geht aufwärts, es geht abwärts. Das schlägt bei einigen Zeitgenossen mächtig auf die Laune durch. Der Winter hat natürlich auch seinen Reiz. Wer Wintersport betreibt, wird den Schnee genießen. Schnee ist hier allerdings selten und noch seltener bleibt er dann auch mal ein paar Tage. Ja, es gibt tatsächlich 6- oder 8-jährige Kinder, die haben noch nie Schnee gesehen. Man muss nicht alles gleich in einen Zusammenhang mit dem Klimawandel bringen, aber Mitte Februar laufen dann die ersten Leute erwartungsfroh in Sommerkleidung herum (und liegen im März mit Erkältung auf der Nase).

Ich persönlich mag den Herbst. Sonnige, klare Tage im Oktober oder November sind stimmungsvolle Tage zum Auftanken. Die Lichtverhältnisse wechseln dann in einem atemberaubenden Tempo. Die Künstler, die sich Ende des 19. Jahrhunderts im Teufelsmoor, genauer in Worpswede, niederließen, wussten genau warum. März und die folgenden Monate bringen dann das große Wiedererwachen der Natur. Das aber ist ein eigenes Kapitel oder einen neuen Blogbeitrag wert. Ich empfinde es als großes Glück das Jahr und den Wechsel der Jahreszeiten in der Natur bewusst und hautnah miterleben zu dürfen. Übrigens, meine vierbeinigen Samtpfoten haben ein sehr gutes Gefühl für die Jahreszeiten. Mitte Oktober zieht es sie ins Haus. Nach ihren Geschäften im Freien, kommen sie schnellstens zurück in die Wärme. Ab Ende Februar sind sie dann fast beleidigt, wenn sie zum Fressen ins Haus müssen. Draussen ist es dann viel interessanter.

Die Nacht zum 21. Dezember ist also die längste Nacht des Jahres. Der Countdown, den Sie auf der rechten Seite (oder unten) finden, wird Sie noch einige Zeit begleiten. Aber dann können Sie aufatmen.