Am 3. Februar 1959 starb Buddy Holly bei einem Flugzeugabsturz. Und damit starb ein ganz Großer der populären Musik, dessen Einfluss bis weit in unsere Tage reicht. Hollys Einfluss auf die Entwicklung der Rockmusik war beträchtlich. Er war der erste erfolgreiche Musiker, der die Standard-Formation einer Rockband mit Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Bass und Schlagzeug etablierte, was die Beatles so übernahmen. Paul McCartney erwarb alle Verlagsrechte an Hollys Kompositionen, und bei der Welt-Tournee 1994/1995 eröffneten die Rolling Stones jedes Konzert mit dem Holly-Stück Not Fade Away, das sie 1964 schon als Single veröffentlicht hatten. Die Beatles – damals noch unter dem Namen The Quarrymen – nahmen 1958 für eine selbstproduzierte Single Buddy Hollys größten Hit, That’ll be the Day (veröffentlicht auf der Beatles Anthology), auf. Sie erklärten, dass die ersten 40 Titel, die sie komponiert hatten, unter dem direkten Einfluss von Buddy Hollys Musik geschrieben wurden.
Buddy Hollys professionelle Karriere begann Ende 1955. Am 7. Dezember 1955 wurden Demo-Aufnahmen gemacht, die zu Decca Records geschickt wurden. Seine ersten Aufnahmen für Decca Records sang Holly am 26. Januar 1956 ein. Es begleiteten ihn Sonny Curtis an der E-Gitarre, der Studiomusiker Grady Martin an der Gitarre, Don Guess am Kontrabass und Jerry Allison am Schlagzeug. Aus dieser Session wurden das von Holly und Sue Parrish komponierte Love Me sowie Ben Halls Blue Days – Black Nights veröffentlicht. Trotz der vielversprechenden Voraussagen von Billboard erreichte die Single nicht die Charts.
Kuriositäten
1956 spielten Holly und seine Band zahlreiche weitere Songs ein, darunter die erste Version von dem späteren Hit That’ll Be the Day. Diese Version, die deutlicher dem Rockabilly entsprach, wurde von Decca jedoch zurückgehalten, da man aufgrund von Hollys heiserer Stimme und einem zu dominanten Echo-Effekt mit der Aufnahme unzufrieden war. Ende 1956 veröffentlichte Decca Hollys zweite Single Modern Don Juan zusammen mit You Are My One Desire. Aufgrund des fehlenden Erfolges verlor Decca im weiteren Verlauf des Jahres das Interesse an einer Zusammenarbeit und verlängerte den Vertrag nicht.
Holly suchte daraufhin nach einem für seine musikalischen Ideen geeigneten Produzenten. Seit dem Frühjahr hatten er und seine Band zahlreiche Demobänder aufgenommen. Am 25. Februar 1957 spielten Holly und seine Band erneut das Stück That’ll Be the Day ein. Die Titelzeile entnahm Holly dem im Vorjahr erschienenen sehr erfolgreichen John-Ford-Western The Searchers (deutsch: Der Schwarze Falke), in welchem Hauptdarsteller John Wayne diesen Ausspruch mehrmals tätigt (deutsch: „Der Tag wird kommen“). Als B-Seite wurde Hollys Eigenkomposition I’m Looking for Someone to Love aufgenommen. Diese Aufnahmen waren zunächst nicht zur Veröffentlichung gedacht, gelangten aber dennoch in die Produktion und auf den Markt, da man sie für Master-Bänder hielt. Manchmal spielen Zufälle eine große Rolle in der Pop-Geschichte.
Die Bänder gelangten zu einem leitenden Angestellten von Coral Records, der ebenfalls Potenzial in den Aufnahmen sah. Jedoch gab es vor der Veröffentlichung einige Hürden: Hollys Decca-Vertrag erlaubte es ihm nicht, Stücke einzuspielen, die er bereits für Decca aufgenommen hatte. Zudem war Coral ein Tochterunternehmen von Decca, so dass die Veröffentlichung der Single schnell hätte gestoppt werden können. Trotz alledem konnte Coral Records sich durchsetzen und That’ll Be the Day mit I’m Looking for Someone to Love im Mai 1957 auf Brunswick Records erscheinen, einem weiteren Tochterlabel von Decca, das sich eher auf Jazz und Rhythm and Blues konzentrierte. Die Platte wurde unter dem Bandnamen The Crickets veröffentlicht, um Hollys Mitarbeit zu verschleiern und Decca zu täuschen.
Auf den Namen für die Band sollen alle gemeinsam gekommen sein, weil über den Aufnahmen von leisen Musikpassagen in Pettys kleinem Studio immer das Zirpen von Grillen (engl. crickets) zu hören war. Trotz der Namensänderung wurde Decca darauf aufmerksam, so dass sich ein Rechtsstreit anbahnte.
Hit auf Hit
Im Sommer 1957 zeigte sich, dass der Mitarbeiter von Coral Records recht behalten sollte und That’ll Be the Day zu einem Hit wurde. Nach einer guten Bewertung von Billboard im Juni erreichte der Song Platz eins der Billboard Hot 100. Zu diesem Zeitpunkt wusste Decca bereits, dass Holly der Sänger war, konnte sich jedoch von Coral Records überzeugen lassen, ihn aus seinem Vertrag zu entlassen. Gleichzeitig veröffentlichte man nun auch die ältere, 1956 eingespielte Version von That’ll Be the Day, um vom Erfolg Hollys zu profitieren.Holly bekam einen separaten Plattenvertrag mit Coral Records, so dass nun folglich Aufnahmen bei Brunswick unter dem Namen The Crickets und bei Coral unter Hollys Namen veröffentlicht wurden. Holly arbeitete zum Beispiel gerne mit der Technik des Overdubbing oder ersetzte, wie auf Everyday zu hören ist, das Schlagzeug durch das Schlagen der Hände auf die Oberschenkel und ein Glockenspiel.
Die nächste erfolgreiche Produktion folgte am 29. Juni 1957 mit Peggy Sue. Veröffentlicht im späten Sommer desselben Jahres, erschien der Song zusammen mit Everyday nun unter Hollys Namen auf dem Coral-Label und erreichte im Anschluss Platz drei der Billboard-Charts. Fast auf Anhieb waren That’ll Be the Day und Peggy Sue im Sommer 1957 weltweite Erfolge geworden. Es folgten erfolgreiche Tourneen und mehrere Fernsehauftritte in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien.
1958 heiratete Buddy Holly Maria Elena Santiago (* 1935), der er schon zur ersten Verabredung einen Heiratsantrag gemacht hatte. 1958 erschienen mit It’s So Easy und Think It Over noch zwei Crickets-Singles mit Buddy Holly. Als Solokünstler veröffentlichte Holly im selben Jahr Rave On, Early in the Morning und Well… All Right. Im Sommer 1958 erwarb Holly eine eigene Bandmaschine und produzierte seine Musik-Demos fortan selbst. Er plante, Schauspielunterricht zu nehmen, ein eigenes Musikstudio zu bauen, und begann als unabhängiger Produzent andere Künstler zu fördern. Im Oktober 1958 nahm Holly in New York vier Stücke mit Orchesterbegleitung auf: True Love Ways, Moondreams, Raining in My Heart und It Doesn’t Matter Anymore
Im Dezember 1958 und Januar 1959 bereitete sich Holly auf ein neues Album vor und komponierte eine Reihe von Liedern, von denen er Demoversionen aufnahm, so die Stücke Peggy Sue Got Married, That’s What They Say, Crying Waiting Hoping und Learning the Game. Im Januar 1959 begann er mit seiner neuen Band (zu der auch der Bassist Waylon Jennings gehörte) eine US-Tournee mit anderen bekannten Künstlern, darunter Ritchie Valens, The Big Bopper (Künstlername von Jiles Perry Richardson) und Frankie Sardo. Sein letztes Konzert spielt er am Abend vor seinem Tod im „Surf Ballroom“ in Clear Lake (Iowa).
Der 3. Februar
Am 3. Februar 1959 kamen Holly, Valens und The Big Bopper auf dem Weg zu ihrem nächsten Auftritt in Moorhead bei einem Flugzeugabsturz – vermutlich verursacht durch einen Instrumentenablesefehler des Piloten – in der Nähe von Mason City ums Leben. 1971 setzte Don McLean diesem Unglück in seinem Lied American Pie ein Denkmal, als er diesen Tag mit der Textzeile „The Day the Music Died“ den Tag nannte, „an dem die Musik starb“.
Die beim Absturz verstreuten Habseligkeiten, darunter Hollys blutige Brille, wurden von der Bundespolizei sichergestellt, um die Absturzursache klären zu können. Sie gerieten in Vergessenheit und wurden den Familien der Absturzopfer erst Jahre später übergeben. Die laufende Tournee wurde von Jimmy Clanton und Frankie Avalon beendet. Holly wurde vier Tage später in seiner Heimatstadt beigesetzt. Am 24. April 1959 erreichte sein Song It Doesn’t Matter Anymore die Spitze der britischen Charts und blieb dort drei Wochen lang. 1986 wurde Holly posthum in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen.
Seine Arbeitsweise war neu
Buddy Holly schrieb fast alle seine Stücke selbst, von denen viele musikalisch anspruchsvoller waren als andere Titel dieser Zeit. Seine Stücke wurden auch von anderen Musikern nachgespielt. Einer der ersten war Bobby Vee, der beim Konzert am Tag des Unglücks für Buddy Holly einsprang und dessen Titel sang. Erfolgreich war auch Linda Ronstadt mit ihrer Fassung von That’ll Be the Day. Das Lied Peggy Sue Got Married lieferte den Titel für den gleichnamigen Film Peggy Sue hat geheiratet mit Kathleen Turner.
Im Studio griff Holly oft auf die Technik des Overdubbings zurück, das heißt, er fügte eine oder mehrere Tonaufnahmen über eine bereits bestehende Tonaufnahme hinzu. Damit konnte Holly mit sich selbst im Duett singen; beispielhaft für diese Aufnahmetechnik ist der Titel Words of Love. Zudem war Holly nach der Trennung von den Crickets und Norman Petty der erste erfolgreiche Independent-Musiker, der seine Stücke unabhängig von Plattenfirmen selbst produzierte.
Viele machten es nach
Buddy Holly war ein sehr produktiver Künstler, was das Schreiben und Aufnehmen betraf, wenn meist auch nur in Form von Demoaufnahmen. So nahm er zwischen 1953 und 1959 zahlreiche Stücke privat, (Good Rockin’ Tonight, Rip It Up, Blue Suede Shoes, Two Timin’ Woman, Wait Till the Sun Shines Nellie, Smokey Joe’s Cafe), im Studio (Love’s Made a Fool of You, Baby Won’t You Come Out Tonight, Because I Love You, Bo Diddley, Brown Eyed Handsome Man) oder auch nicht verwendete Master (Reminiscing, Come Back Baby, That’s My Desire) auf, was viel Raum für jahrelange Veröffentlichungen, überarbeitet und in der Rohfassung, gab. So wurden 1959/1960 sechs Eigenkompositionen, die Holly als Demos aufgenommen hatte, überarbeitet und veröffentlicht. Seit 1962 erschienen regelmäßig Alben von Holly mit Aufnahmen, die Norman Petty nachträglich mit mehr oder weniger Erfolg kommerzialisierte. Diese Aufnahmen erschienen auf den Alben Showcase, Giant, Holly in the Hills, It Doesn’t Matter Anymore und Reminiscing. Ab den 1980ern erschienen immer mehr Bootlegs mit den Originalfassungen der Stücke. Außerdem hatte Buddy Holly ab 1953 immer wieder als Gastmusiker bei Aufnahmen anderer Künstler mitgewirkt.