Was sollen diese Empfindlichkeiten um die deutsche Flagge? Wenn jemand die deutsche Fahne aus dem Fenster hängt, wird der- oder diejenige gleich als Nazi beschimpft? Wenn jemand das „Deutschlandlied“ aus voller Brust mit singt (und dabei nicht grölt), ist das rääächts? Wenn jemand einen Satz formuliert, der auch in der braunen Zeit skandiert wurde, setzt er oder sie plötzlich eine Justizmaschinerie in Gang, weil ganz Deutschland im Faschismus versinken würde? Und wenn ein Mädchen blaue Schlümpfe in ihr Schulheft malt, dann schickt der Staatsschutz das SEK?
Ich habe in Deutschland in meinen fast 70 Jahren keine Nazis und keinen Faschismus erlebt und gehöre endlich mal zu einer Generation in Deutschland, die keinen Krieg erleben musste. Meine W15-Zeit habe ich „abgedient“ während des „bleiernen Herbstes“ und ich habe unter Schwarz-Rot-Gold einen Eid geleistet die Freiheit und die demokratische Grundordnung des deutschen Volkes „tapfer“ zu verteidigen. Das Prinzip des „Bürgers in Uniform“ finde ich heute noch erstrebenswert, denn es legte Wert auf Dialogfähigkeit und Überzeugungskraft. Nebenbei war die Bundeswehr „im Volk verankert“ und stand nicht überall auf der Welt für sinnlose Brunnenbauprojekte bereit.
Sicher, das waren andere Zeiten. Die Bundesrepublik bestand aus der Deutschland AG und vermittelte eher das Bild einer „Kleingarten-Republik“. Wir verdanken den Menschen in der damaligen DDR viel, weil sie bewiesen haben das Deutsche zu einer friedlichen Revolution fähig sind. Revolutionen sind große gesellschaftliche Umbrüche und es sollte immer darauf geachtet werden, dass niemand zurückgelassen wird. Das wäre auch der Zeitpunkt gewesen, dass „Grundgesetzt“, das sich durchaus bewährt hat, in einer gemeinsame deutschen Verfassung zusammenzuführen. Leider: Zeitpunkt verpasst!
Ich bin sehr für ein gemeinsames, offenes und friedliches Europa, dass sich an demokratische Regeln für die Innen- und Aussenpolitik und die Wirtschaft hält. Das sollte auch verbindliche Normen für das soziale Zusammenleben und die Justiz enthalten. Europa sollte sich als eine Einheit in einem Prozeß des „Nation Buildings“ begreifen. Dazu muss es aber Demokratie und vor allem Transparenz beweisen und sich nicht um den Krümmungsgrad von Bananen kümmern. Praktischerweise sollten Mehrheitsentscheidungen im Europaparlament verbindlich und ausschlaggebend sein.
Aber Deutschland hat eigene Probleme. Das ist nicht nur die Zuwanderung, die vielen Ur-Deutschen Angst macht, siehe freidrehende Islamisten, sondern auch und im besonderen die jahrelang vernachlässigte Bildung und Infrastruktur. Über allem schwebt noch dazu die überbordende Bürokratie, die zwar einigen ruhige und gut bezahlte Posten bringt, aber völlig unproduktiv ist und Wirtschaft und Wohlstand ausbremst. Ich versteige mich nicht zu der Forderung „Verwaltungsleute in die Produktion“, aber ein Deutschland ohne Wertschöpfung innerhalb der eigenen Landesgrenzen kann ich mir nicht vorstellen bzw. möchte ich mir nicht vorstellen.
Es gibt noch viele Dinge, die hier angesprochen werden müssten, aber letztlich soll dieses nur ein „kurzer Blogbeitrag“ sein. Damit lasse ich es gut sein und widme mich wieder meinem Social-Media-freien Abend.