Meiner Meinung nach ist es richtig sich gegen Hass, Hetze, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit zu wenden. Es ist richtig die eigene Meinung laut und deutlich zu sagen oder in Wort, Bild und Schrift öffentlich zu machen. Und es ist richtig, dass Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Grundgesetz verankert sind. Die Erfahrungen aus 1000 Jahren brauner Gewaltherrschaft gaben den Vätern des Grundgesetzes allen Grund dazu. Wir sollten das zu schätzen wissen.
Aber, was den Wert der neuerlichen Massendemonstrationen gegen rechts stark entwertet, ist folgendes: Es ist ungefährlich zu demonstrieren oder bei einer Demo mitzulaufen und Pappschilder hochzuhalten. Es ist nicht mit dem Risiko der Verfolgung, der Folter oder mit der Todesstrafe bedroht. Niemand muss persönliche Konsequenzen tragen. Was passieren kann ist lediglich, dass man sein Pappschild plötzlich in einer „Free Palestine“-Demo hochhält und sich auf einem falschen Schauplatz wähnt. Viele, vielleicht zu viele, laufen mit, weil es gerade „in“ ist oder weil eine Demo ja einen aufregenden Familiennachmittag bietet.
Zum gegen etwas sein oder für etwas sein, und das öffentlich ausdrücken, gehört meiner Meinung nach der Mut auch persönliche Konsequenzen zu tragen. Mir fällt da immer wieder Sophie Scholl ein, die ihre Aktion gegen die Nazis und gegen den Krieg bewusst öffentlich im Treppenhaus der Münchner Uni gemacht hat und die wusste, dass es genügend Denunzianten und Parteigänger der Nazi-Partei gab. Sie stand für ihre Meinung gegen den Krieg und das braune Unrechtsregime mit ihrem Leben ein.
Weitere Beispiele sind für mich Nelson Mandela, Václav Havel und Dr. Martin Luther King. Diese Menschen waren keine Mitläufer. Sie haben Unrecht erkannt und am eigenen Leibe erfahren und sie hatten den Mut zu protestieren und gegen das Unrecht zu kämpfen. Ohne Verbitterung und festgefahrene Ideologie, nur mit dem Glauben das Richtige zu tun, haben sie unter Einsatz ihres Lebens ihr Ziel erreicht.
Ich denke, da gibt es keinen Vergleich mit den Demonstration in der Bundesrepublik. Es gibt viele gute Gründe andere zu kritisieren oder auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Das ist in Deutschland möglich, friedlich, ohne Hass und ohne Gewalt. Aber die wenigsten wären bereit persönliche Konsequenzen zu tragen oder für ihre Ideale das eigene Leben einzusetzen.
Erfreulicherweise ist das in Deutschland auch nicht nötig.