Eines sei voraus geschickt, damit nicht gleich wieder political correctness losgelassen wird in den sozialen Medien: Russland ist der Aggressor, Russland hat Verträge gebrochen und Verbrechen begangen.
Russland befindet sich in der gleichen, angeschlagenen seelischen Verfassung wie z.B. Serbien. Der Verlust des Imperiums – hier Sowjetunion dort Jugoslawien – tut der Seele weh. Russen wie Serben leben immer noch in den Teilen des Altimperiums, in der Regel als Minderheit. Der Verlust von Macht, Einfluss, Ansehen und dem Zugriff auf Ressourcen nagt am Selbstbild. Das alles hatten Russen und Serben in der „Guten alten Zeit“. Die Deutschen sollten sich nicht der Häme hingeben, denn die Situation unter dem braunen Regime war durchaus vergleichbar, nur dass diese „Blut und Boden“-Ideologie durch eine „Befreiung“ sehr viel schmerzvoller beendet wurde. Und dennoch gibt es sie, die Ewiggestrigen.
Ich denke, wenn sich Russland und die Russen von ihren Träumen vom untergegangenen Sowjetimperium verabschieden und erkennen, dass Europa Russland braucht, nicht ein neues Sowjetimperium, dann wäre bereits vieles für den gemeinsamen Kontinent erreicht. Gleiches gilt für Serbien. Niemand im sogenannten Westen sollte von einem Sieg fabulieren. Bekanntlich ist auch der Westen nicht ohne Phantomschmerzen oder gar durch und durch demokratisch.
Aber soll wirklich ein Krieg die Fortsetzung der Politik (mit anderen Mitteln) sein? Sollen wirklich die einfachen Menschen, hier wie dort, die mangelnde Kunst oder die mangelhafte Qualität der Politik ausbaden? Niemand kann von den Ukrainern verlangen den Russen die Hand zu reichen, aber irgendwann nach vielen Toten, verwundeten und traumatisierten Menschen und nach vielen sinnlosen Zerstörungen werden beide Seiten aufeinander zugehen müssen. Leset die Vergangenheit, um in Zukunft die Torheit zu bannen, wie schon ein berühmter Denker mal gesagt hat.
Europa braucht alle drei Länder, Russland und die Ukraine und Serbien.
PS: Die Beiträge in der Kategorie Geschichte versuchen Ereignisse neutral und sachlich darzustellen. Das gelingt nicht immer.