Die Lebensmittel-Tafeln in Deutschland haben es zur Zeit sehr schwer. Sie müssen immer weniger an immer mehr Kundschaft verteilen. Die Gründe sind bekannt. Der Riß zwischen Arm und Reich, der sich schon in den letzten Jahren immer weiter vergrößert hat, ist jetzt auch noch den extremen Belastungen durch die Inflation ausgesetzt. Auch Menschen, die es nie erwartet hätten sich in eine Schlange bei der Lebensmittel-Ausgabe einreihen zu müssen, halten jetzt die Beutel auf. Auf der anderen Seite des Thresens stehen auch Menschen. Viele tragen schwer daran Menschen mit leerem Beutel wieder wegzuschicken, weil nichts mehr da ist oder nur noch das, was die Schlange vor ihnen nicht wollte. Obst und Gemüse ist da, aber es fehlen z.B. Milchprodukte wie Käse, Joghurt oder auch mal Wurst. Von Babynahrung oder Pflege- und Hygieneprodukten ganz zu schweigen. Die Kisten, die bei den an sich recht großzügigen Discountern abgeholt werden können, sind mittlerweile recht überschaubar bestückt, denn auch die Discounter kaufen weniger ein.
Man hört sogar von Tafeln, die ihren Dienst am Nächsten ganz einstellen mussten. Das ist bitter für die Kunden, die auf die Lebensmittel – man kann auch sagen Überlebensmittel – angewiesen sind. Die nächste Tafel ist meistens kaum zu erreichen und dort würden nur die Warteschlangen verlängert, bis auch da nichts mehr da ist.
Im Grunde genommen muss nicht nur das System der Lebensmittel-Tafeln neu gedacht werden, sondern vorrangig sogar das System der Sozialhilfe. Selbsthilfe geht vor Fremdhilfe, klar soweit! Wer sich selbst helfen kann und Geld und Einkommen oder Vermögen hat, braucht keine Hilfe. Wer aber in Not geraten ist oder nicht in Lage ist sich selbst zu helfen, dem muss und soll geholfen werden mit einer Wohnung und/oder einem vernünftigen Lebensunterhalt. Es versteht sich von selbst, dass damit niemand im Luxus lebt. Wenn dann Tafelkunden mit einem SUV vorfahren und lässig über die Ray-Ban-Sonnenbrille blicken, könnte man schon auf falsche Gedanken kommen. Manchmal aber sind Vorurteile auch selbst verschuldet.
Ein Neid-Debatte bringt uns aber nicht weiter und vor allem hilft diese den Menschen, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind, nicht. Konstruktive Ideen sind gefragt, auch wenn diese quergedacht erscheinen mögen. Die noch immer laufende Umverteilung von unten nach oben muss aufhören. Wenn sich unsere Regierung nicht – handwerklich verständlich und gut gemacht – um die Beendigung der vielen kleinen Ungerechtigkeiten und um die größer werdende Armut kümmert, dann hat nicht nur die Regierung ein echtes Problem, sondern wir alle.
Der alte Karl Marx würde jetzt rufen „Proletarier aller Länder vereinigt Euch!“, aber das hatten wir schon mal und es hat auch nichts gebracht.