Pummel, die Chefin des Hauses, stürmt durch die Katzenklappe herein und baut sich auf dem Schreibtisch, gleich neben meinem liebsten Schreibgerät, auf und schaut mich an: „Komm‘ her, setze Dich, hier kannste was lernen!“
Nun lässt sie wieder die universell gebildete Katzendame heraushängen, denke ich mir. Aber ich setze mich und schaue sie an. „Preisfrage! Warum legen meine klugen Artgenossen Euch zweibeinigen und halbwissenden Dosenöffnern hin und wieder mal eine Maus vor die Tür oder bringen sie sogar mit ins Haus?“, legt meine universell gebildete Katzendame los. „Vielleicht weil ihr dankbar seid für gutes Futter?“, wage ich zu antworten. „Quatsch!“, sie verschluckt sich fast. „Oder weil ihr den Hausmenschen zum Spielen animieren wollt?“ – „Schon besser!“
Pummel reckt sich und nimmt eine fast oberlehrerhafte Position neben meinem Schreibgerät ein: „Ich will es mal in Dir verständlichen Worten erklären. Wir Katzen sind sozial denkende und intelligente Wesen und wir glauben an unseren Katzenoberen auf der anderen Seite des Regenbogens. Der hat uns einige Gebote geschenkt. Das erste Gebot lautet SEID GUT ZU DOSENÖFFNERN UND BRINGT IHNEN ETWAS BEI!“
Ich überdenke gerade noch diese neuen Erkenntnisse über Katzen und ihr Denken, da herrscht mich Pummel lautstark an: „Hörst Du zu!?“ – „Na, klar, ich höre Dir zu!“
„Gut! Wir Katzen bemitleiden Euch, weil Ihr keine Mäuse mit eigener Hand fangen könnt oder auf diese Schnappgeräte angewiesen seid. Darum legen wir Euch hin und wieder mal Übungsmaterial vor die Haustür oder ins Haus. Wir möchten Euch animieren mehr für Euch selbst zu tun, damit Ihr selbstständiger werdet. Ihr sollt üben und nochmal üben – spielerisch natürlich, weil sonst lernt Ihr ja nichts. Ihr müsst Euch irgendwann einmal selbst ernähren können und nicht immer meinen Stuhl in der Küche besetzen“.
So ist das also, denke ich mir. „Liebe Pummel, ich danke Dir für diese Belehrung. Das habe ich alles nicht gewusst“, nicke ich ihr zu. Mit einem leicht hochnäsigen „Sienst Du, wieder was gelernt!“ stolziert sie Richtung Katzenklappe.
Wenn Pummel wüsste, dass ich meinen anderen Fellnasen hin und wieder mal eine mit der Falle gefangene Maus zum Spielen vor die Pfoten lege, dann wäre sie gewiss beleidigt. Und sie würde mich auch so schnell nicht wieder an ihrer Sicht der Welt teilhaben lassen – psychologisch hochstehend, versteht sich.
P.S.: Das zweite Gebot des Katzenoberen lautet übrigens „Lass Dich vom Dosenöffner kraulen, wann immer DU willst!“