Das ist das allmorgendliche Ritual. Pummel wartet vor der Vordertür, dass sie hereingelassen wird. Tello krabbelt durch die Katzenklappe. Irgendwie müssen sie sich verabredet haben. Anders als sonst aber, stürzten sie sich nicht auf die Futternäpfe. Es sah eher so aus als wollten sie diskutieren, quer durch die Küche. Tello zwinkerte mir zu und dreht sich in Richtung Pummel. „Sag‘ mal, alte Dame“ legte Tello los, „gehörst Du nicht zur Hochrisikogruppe? Du bist doch schon 84!“ – Pummel blieb gelassen und sah mich an: „Das habt ihr Menschen verzapft. Alle glauben, dass ein Zweibeiner-Jahre mit sieben Katzenjahren gleichzusetzen ist. Ihr Zweibeiner habt so tolle Mathematiker hervorgebracht, Kopernikus, Keppler, Adam Riese, Lieschen Müller und Dr. Dr. Sheldon Cooper, und ihr glaubt diesen Unsinn immer noch. Jeder ist so jung, wie er oder sie sich fühlt“. Pummel reckt sich:“ Sieh mich an. Ich habe 12 Sommer erlebt und 11 Winter. Ich habe rund 35 Kinder, die alle längst woanders leben oder über die Regenbogenbrücke gegangen sind. Ich fühle mich hier wohl und wenn mir danach ist, dann fange ich locker 10 Mäuse in einer Nacht. Ich gehöre immer noch zur Hochrisikogruppe, allerdings für die Mäuse. Und du, Tello, wieviel Mäuse fängst Du?“ – Uff, das hat gesessen. Tello, ohnehin leicht zu beleidigen in seinem Katerstolz, dreht sich weg und schaut angestrengt aus dem Fenster. „Ich übe noch. Hab ja auch erst zwei Sommer erlebt und schließlich ist der Napf immer voll, wenn ich da bin!“ – Pummel zu mir gewandt:“ Da haben wir es wieder. Dieses Jungvolk ist nur Dosenfutter im Fressnapf gewohnt!“
Das kann ich bestätigen. Pummel wartet immer, ganz alte Dame, bis sie etwas vorgesetzt bekommt. Tello hingegen bringt es fertig und öffnet die Kühlschranktür – man staune! – und zieht eine ganze Mettwurst heraus. Manchmal muss ich richtig mit ihm rangeln, bis er die Mettwurst wieder los lässt. Tellos Kommentar hinterher lakonisch: „Na, immerhin Sieger nach Punkten!“ – Er ist eben im besten Kateralter.
PS.: Ich wusste gar nicht, dass Pummel Dr. Sheldon Cooper aus der beliebten Sitcom „Big Bang Theory“ kennt. Sie hat mir aber später verraten, dass für sie der Umgang mit einer Fernbedienung ganz normal sei.