Radio hat mich immer schon begeistert. Meine früheste Erinnerung an das Radio war ein kleines Krankenhaus-Kissenradio, als ich als Kind einmal ein paar Wochen in Hamburg- Eppendorf verbringen musste. Zuhause hatten wir ein Radio von Nordmende, ja tatsächlich, mit einem Magischen Auge. Wir hatten auch sehr früh ein Telefunken-Tonbandgerät und ich habe mit dem Mikrophon die Schulfunksendungen aufgenommen. „Quakenbalge 17“ konnte ich irgendwann auswendig mitsprechen – Gretchen Plietsch, trörötrörö.
Mit 7 haben ich dann ein kleines Mittelwellen-Transistorradio mit langer Aufsteckantenne bekommen. Damals gab es noch viele Mittelwellensender und die Welt stand mir offen. Ich konnte neben Radio Bremen auch Hamburg hören und sonntags Peter Puder beim Deutschlandfunk.
Fast alle Sendungen aus der damaligen Zeit sind mir noch gut in Erinnerung: „Heini & Fidi über Gartenzaun“ sonntags bei Mittagessen, das plattdeutsche Hörspiel am Montag, der Krimi am Donnerstag, Hinnerk Heidschnuk mit der Masche des Monats, der unvergessene Christian Günther, das „Bremer Hafenkonzert“ mit Paul Dieter Kümper und mit Willy Korek und seiner Rythmusgruppe, natürlich die PeHeiRos. „Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende!“ – Wenn ich heute das Orchester Billy Vaughn höre, habe ich sofort ein unvergleichliches Samstag Nachmittags-Gefühl. Irgendwann kam der „Abend für junge Hörer“ vom NDR, Sweetles für Beatles (mit Christian Günther), eine halbe Stunde „Musik nach der Schule“ (Oh, Wunder, es gab NDR2!). Trommelwirbel, ich höre noch Günther Bollhagen am Montag und Monsieur Maguets Masche – Hansawelle eben! Es ist ja nicht so, dass man damals als Jugendlicher überall, auf fast jedem Sender, die Musik hören konnte, die man hören wollte. Es war noch die Zeit des Dampfradios, von allem etwas. Das änderte sich mit „Hitline International“ (RB, Christian Günther) und mit dem „5-Uhr-Club“ (Henning Fenske, Wibke Bruhns u.a.) vom NDR. Viele Erinnerungen sind auch mit Radio Luxemburg („208“) verbunden, abends, mit Fading, aber immer die neusten Hits.
Die 80er Jahre haben das Radio verändert. Klar auch vorher schon war UKW Trumpf beim Radio. Aber jetzt gab es Programme, die für junge Hörer gedacht waren (Bremen 4 ab 1986) und es kamen – eine Sensation – die Privaten wie ffn oder Radio Hamburg. Und es gab die CD.
Irgendwann kommt im Leben die Zeit, da kennt man die Hitparaden nicht mehr auswendig. Der Musikgeschmack bleibt stehen, wobei es natürlich Ausnahmen gibt. Das Radio ist nicht mehr das Lagerfeuer der Jugend. Es wird zum Informations- und Nebenbeimedium und manchmal gibt es auch tatsächlich meine Musik.
Im Grunde wünsche ich mir das Dampfradio zurück, mit Schwerpunkt auf die Generation Ü50 (oder vielleicht Ü60), mit der entsprechenden Mukke aus der Zeit (50er, 60er, 70er, vielleicht 80er). Ich mag Rock und Blues, und ich höre auch z.B. Conny Froboes „Zwei kleine Italiener“ oder Udo Jürgens „Griechischer Wein“.
DAB+, der noch junge Radioverbreitungsweg, bietet viele Möglichkeiten. Warum gibt es noch kein Radio für die Ü50er? Und warum gibt es nicht ein Programm, in dem alle „niederdeutschen“ Sendungen zusammengefasst zu hören sind, zumindest in Norddeutschland? Plattdeutsch soll doch weiter leben! Man könnte es „SeniorplusRadio“ nennen und, wenn es sein muss, auch von der interessierten Wirtschaft finanzieren lassen. Vielleicht wäre die Pharma-Industrie interessiert? Die „Apotheken-Umschau“ im Radio!
Mal im Ernst, eigentlich haben wir Radiosender genug, große und kleine, auch sehr kleine Lokalsender. Es gibt Ausnahmen, aber in aller Regel sind das Formatradios, die lediglich als zielgruppengenaue und computergesteuerte Abspielstationen fungieren, nur unterbrochen von Jingles und ewig fröhlichen Moderatorensprüchen.
Eine Anmerkung sei mir noch gestattet: Ich finde die Idee eines Ü50-Radios (mit plattdeutschen Sendungen) gar nicht abwegig. Ich kenne viele Mitbürger, die würden solch eine Alternative zum „üblichen Radio“ begrüßen.